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Herstellung steriler Arzneimittel: Änderungen im Annex 1 - Herausforderungen und Chancen


Kategorie: Verordnungen


Änderung im Annex 1


Verbesserungen und Vorgaben für die Herstellung steriler Arzneimittel

Allgemeines

Der Annex 1 ist eine von der Europäischen Kommission (EC) veröffentlichte GMP-Verordnung. Er ist ein wesentlicher Bestandteil des Leitfadens für die Gute Herstellungspraxis (GMP) und konzentriert sich auf die Herstellung steriler Arzneimittel und dient als Referenz für die Überwachung und Überprüfung der Einhaltung dieser Anforderungen.

Er enthält eine detaillierte Beschreibung der Planung, der Validierung und des Betriebs von Produktionsanlagen. Zu den wichtigsten behandelten Themen gehören die Klassifizierung von Reinräumen, die Umweltüberwachung, die Schulung des Personals, die Sterilisation der Ausrüstung und die Validierung aseptischer Prozesse. Diese Richtlinie ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Produkte frei von Mikroorganismen und Verunreinigungen sind und somit die Sicherheit der Patienten gewährleistet ist.

Um den hohen Anforderungen an Sicherheit und Qualität weiterhin gerecht zu werden, hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Annex 1 der EU-GMP-Richtlinien überarbeitet. Die aktualisierten Vorgaben sind für Hersteller, Aufsichtsbehörden und alle beteiligten Akteure von großer Relevanz und seit dem 25. August 2023 gültig.

Für große Pharmaunternehmen bedeutet diese Änderung eine bedeutende Herausforderung, aber auch die Chance, ihre Prozesse zu optimieren und die Produktqualität weiter zu verbessern. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick darauf, was sich alles geändert hat, wie große Konzerne mit den neuen Vorgaben umgehen und welche Strategien sie entwickeln, um compliant zu bleiben.

Änderungen

Erweiterung des Scopes: Mehr als nur Arzneimittel

Während der Aufbau unverändert blieb, ist der Annex 1 mit einer detaillierteren Beschreibung und Ausarbeitung einzelner Abschnitte umfangreicher geworden. Die 59 Seiten (einschließlich Glossar) bieten nun eine sehr klare Anleitung, wie Unternehmen in ihren Reinräumen vorgehen sollten. Ein sehr wichtiger Punkt im neuen Annex 1 ist die Erweiterung des Scopes „Herstellung steriler Arzneimittel“. Seitdem umfasst dieser Bereich nicht nur die Sterilität von Arzneimitteln, sondern auch die von Wirkstoffen, Packmitteln und weiteren Komponenten.

Einführung einer neuen Produktqualitätssicherung (PQS)

Außerdem wurde eine neue Produktqualitätssicherung (PQS) eingeführt, deren Aufgaben im Detail erläutert werden. Sie stellt die wichtigste Neuerung im neuen Annex 1 dar. Dieses PQS zielt darauf ab, die Qualitätssicherung bei der Herstellung steriler Arzneimittel noch systematischer und wirksamer zu gestalten. Es definiert klare Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche, um die Einhaltung der strengen Qualitätsanforderungen konsequent sicherzustellen. Damit leistet das PQS einen zentralen Beitrag zur Compliance, da es regulatorische Vorgaben strukturiert umsetzt und die lückenlose Einhaltung der GMP-Richtlinien absichert.

Die Kontaminationskontrollstrategie (CCS) – Ein zentraler Baustein im Annex 1

Der größte Wandel in dem überarbeiteten Annex 1 stellt die Kontaminationskontrollstrategie (CCS) dar. Ein Dokument, das die Kontaminationsrisiken identifiziert und bewertet, Maßnahmen zur Eindämmung ermittelt sowie Präventionsmaßnahmen festlegt. Es bezieht sich auf den gesamten möglichen Umfang der Kontamination, die bei sterilen Produkten auftreten kann. Das Ziel des neuen EU-Annex 1 ist es, einen umfassenderen Ansatz zu verfolgen, der über die reine mikrobakterielle und partikuläre Kontaminationskontrolle hinausgeht. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte von Bedeutung:

  • Wie läuft der Wareneingang ab? Welches Risiko bringen die Lieferanten für den Prozess mit sich (z.B. Filterlieferanten, Anbieter neuer Maschinen)?
  • Eine detaillierte Überwachung dessen, was von außen in den Produktionsbereich gelangt.

Weitere wichtige Änderungen

  • Neue Anforderungen an die Validierung: Die Validierungsprozesse für Herstellungsverfahren und Reinigungen wurden präzisiert, um die Qualitätssicherung noch transparenter und nachvollziehbarer zu machen.
  • Erhöhte Dokumentationspflichten: Die Dokumentation wurde ausgeweitet, um eine lückenlose Nachverfolgbarkeit aller Herstellungsprozesse zu gewährleisten.

So meistern große Konzerne die Überarbeitung des Annex 1: Chancen und Strategien für nachhaltigen Erfolg

Große Unternehmen haben oft komplexe Produktionsprozesse und umfangreiche Qualitätskontrollen. Bei der Anpassung bestehendenr Verfahren an die neuen Vorgaben ergeben sich mehrere spezifische Herausforderungen:

  • Einhaltung der Fristen: Für große Konzerne kann die Einhaltung der vorgegebenen Zeitrahmen für die Umsetzung manchmal eine Herausforderung darstellen, vor allem, wenn unerwartete Probleme auftreten oder Ressourcen knapp sind. Um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Anpassungen sorgfältig und gründlich umgesetzt werden können, werden in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden oft Vereinbarungen getroffen. Dabei werden bestimmte Anlagenänderungen mit einem verlängerten Zeitrahmen geplant, um den Unternehmen ausreichend Raum für die Umsetzung zu geben. Diese flexible Lösung ermöglicht es den Konzernen, die neuen Vorgaben in einem realistischen Zeitrahmen zu erfüllen, ohne die Qualität oder Sicherheit ihrer Produkte zu gefährden.
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  • Komplexität der Prozesse: Große Konzerne verfügen über vielfältige und oft global verteilte Produktionslinien. Die Anpassung dieser komplexen Abläufe an die neuen Standards erfordert eine detaillierte Analyse und Koordination, um Inkonsistenzen zu vermeiden.
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  • Ressourcenintensiver Aufwand: Die Überprüfung und Überarbeitung der Prozesse ist zeitaufwendig und erfordert erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen. Insbesondere die Implementierung neuer Technologien oder Methoden kann hohe Investitionen bedeuten.
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  • Schulungsprogramme und Change Management: Alle Mitarbeitenden in den verschiedenen Abteilungen müssen geschult werden, um die neuen Standards zu verstehen und umzusetzen. Das stellt eine logistische Herausforderung dar, insbesondere bei großen Teams und internationalen Standorten. Change-Management-Programme helfen, die Akzeptanz für die neuen Prozesse zu erhöhen.
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  • Interne Zusammenarbeit: Die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen wie Produktion, Qualitätssicherung, Forschung & Entwicklung sowie Regulatory Affairs ist essenziell. Koordination und Kommunikation müssen reibungslos funktionieren, um Verzögerungen zu vermeiden.

Trotz dieser Herausforderungen bietet die Überarbeitung auch die Chance, die Qualität und Sicherheit der Produkte weiter zu verbessern. Durch die Anpassung an die neuen Standards können sich Unternehmen auf dem Markt noch stärker positionieren, das Vertrauen ihrer Kunden gewinnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.

Fazit

Die Überarbeitung des Annex 1 bringt wichtige und bedeutende Verbesserungen und klare Vorgaben für die Herstellung steriler Arzneimittel. Sie fordert die Branche auf, die eigenen Prozesse noch sorgfältiger zu überwachen und die Qualitätssicherung auf ein höheres Niveau zu bringen. Für Unternehmen stellt das zwar eine Herausforderung dar, gleichzeitig bietet es aber auch die Chance, ihre Produkte noch sicherer und qualitativ hochwertiger zu gestalten.

Wenn Sie mehr über die Änderungen im Annex 1 erfahren möchten oder Unterstützung bei der Umsetzung benötigen, stehen wir Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite!

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